
Mittelständische Unternehmen in Deutschland: Die Chancen und Trends
Wie steht es um die mittelständischen Unternehmen in Deutschland? Welche Chancen und Herausforderungen erwarten sie? Mittelständische Unternehmen gelten seit der Zeit des Wirtschaftswunders als Erfolgsgaranten für die deutsche Wirtschaft. Immer wieder scheint es jedoch zu knirschen im einstigen Job- und Wachstumsmotor der Republik. Wie es tatsächlich um die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland bestellt ist, scheint häufig unklar. Dieser Beitrag befasst sich mit der aktuellen Situation im Mittelstand und zeigt Chancen und Risiken auf.
Der Mittelstand als Umsatzbringer im Bau- und Gastgewerbe
Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts sind mittelständische Unternehmen vor allem im Bau- und Gastgewerbe ein großer Umsatzgarant. Hier erzielen kleinere und mittlere Unternehmen (kurz KMU) in Deutschland knapp 85 % des Gesamtumsatzes. Zugleich arbeiten 91 % der Beschäftigten in Restaurants, auf Baustellen oder in Hotels für ein mittelständisches Unternehmen. Allerdings liegt der individuelle Umsatz der KMU deutlich hinter den Umsatzzahlen großer Unternehmen aus der Industrie- und Dienstleistungsbranche. Der Energiesektor kommt laut den Daten des Statistischen Bundesamts nahezu ohne den Mittelstand aus. Hier werden nur 3 % Umsatz von KMU erzielt und nur 13 % der Beschäftigten waren im Jahr 2014 für einen mittelständischen Betrieb tätig. 99,3% der in Deutschland angemeldete Unternehmen sind Mittelständler. Davon entstammen allein 588.781 der Handwerksbranche. Alle KMU zusammen beschäftigten im Jahr 2015 mehr als 60 % aller Erwerbstätigen in Deutschland.
Sinkende Tendenz der Firmenanmeldungen
Gewerbeanmeldungen in Deutschland 2014 bis 2016 nach Wirtschaftszweigen | |||
Gewerbeanmeldungen | 2014 | 2015 | 2016 |
Insgesamt | 722 285 | 706 876 | 685 373 |
nach Wirtschaftszweigen | |||
Baugewerbe | 106 288 | 99 836 | 88 714 |
Handel; Instandhaltung und Reperatur von Kraftfahrzeugen | 160 370 | 156 493 | 153 504 |
Gastgewerbe | 54 858 | 53 088 | 52 617 |
Grundstücks- und Wohnungswesen | 18 231 | 18105 | 18 118 |
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen | 73 222 | 72 554 | 73 642 |
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen | 84 919 | 85 524 | 82 604 |
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen | 70 124 | 67 735 | 65 179 |
Übrige Wirtschaftszweige | 154 273 | 153 541 | 150 995 |
Quelle: Destatis, 2016. |
Die Zahl der Gewerbeanmeldungen in Deutschland ist seit 2013 rückläufig. So wurden im Jahr 2015 insgesamt 706.876 Gewerbe angemeldet. Vor zwei Jahre waren es noch 755.048. Allerdings wurden im Jahr 2015 mehr Unternehmen an- als abgemeldet, was insgesamt einen Zuwachs an neuen KMU ergibt.
Mittelständische Unternehmen im Export
Mittelständische Unternehmen gelten als Garanten für die deutsche Exportkraft. Laut dem Statistischen Bundesamt entfielen im Jahr 2013 20 % der Exporte auf KMU. Damit lag das Exportvolumen deutlich unter dem der Großunternehmen. Unter den KMU selbst waren die mittleren Unternehmen mit 12 % am stärksten am Export beteiligt. Kleinstunternehmen machten beim Export wiederum nur 1 % des Gesamtumsatz aus.
Die Entwicklung des Mittelstands nach Regionen
Eine Studie von Creditreform hat sich mit der Verteilung kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland beschäftigt. Dabei handelt es sich um Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr und weniger als 250 Mitarbeitern.
Die Analyse der Creditreform ergab eine geringere Dichte an mittelständischen Betrieben in Ostdeutschland als in Westdeutschland. Zwar wurden nach der Wende gerade in der ehemaligen DDR viele neue KMU gegründet, doch konnte der Rückstand bis heute nicht aufgeholt werden. Dennoch ist der Vorsprung der alten Bundesländer kleiner geworden. Pro 10.000 Einwohner gibt es im Osten des Landes 474 Unternehmen. Im Westen hingegen sind es 484.
Führende Mittelstandsregionen sind Hamburg mit 651 und Berlin mit 590 KMU pro 10.000 Einwohner. Den Stadtstaaten folgt Bayern mit einem Verhältnis von 529 Mittelständlern pro 10.000 Einwohner. Die geringste Dichte weist das Saarland mit 387 mittelständischen Betrieben auf. Baden-Württemberg in der Mittelstandsdichte auf Platz drei.
Die Studie der Creditreform zeigen ferner auf, wie Großkonzerne die Ansiedlung von KMU nach sich ziehen. So profitieren gerade die Standorte Berlin und Hamburg von dieser Tendenz. Gleiches gilt für urbane Regionen wie das Ruhrgebiet, wo sich Zulieferer und Dienstleister im ‚Schatten‘ der Großunternehmen entwickeln.
Die Entwicklung des Mittelstands im Jahr 2016
Die Creditreform ermittelt pro Quartal den sogenannten ‚Geschäftsklimaindex‘, für den repräsentative kleine und mittlere Unternehmen befragt werden. Den aktuellen Ergebnissen zufolge war die wirtschaftliche Lage des Mittelstands in Deutschland im Frühjahr 2016 so gut wie zuletzt 2011.
Als mögliche Gründe nennt die Umfrage zum einen die Niedrigzinspolitik der EZB, aufgrund der Verbraucher vermehrt in Sachwerte anlegen. Diese Entwicklung wiederum wird als Voraussetzung für die Stärkung der Binnennachfrage sowie des privaten Konsums gesehen. Beide Tendenzen wirkten sich im Frühjahr positiv auf KMU in Deutschland aus. 27,4 % der befragten Unternehmen berichteten über einen Anstieg in der Auftragslage. Dabei waren vor allem der Handel und das Dienstleistungsgewerbe führend. Insgesamt war die Stimmung im Mittelstand im Frühjahr sehr positiv. Mehr als 38 % der Befragten rechneten mit einem Umsatzplus. Vor allem das Baugewerbe erwies sich als optimistisch gestimmt.
Die Erhebung von Creditreform im Herbst 2016 konnte die gute Konjunktur im Mittelstand weiterhin bestätigen. Konsum und Investitionen in Neubauten gehörten dabei zu den größten Wachstumsbringern; mittelständische Betriebe konnten mehr Arbeitnehmer einstellen, und die Arbeitslosenquote in Deutschland sank deutlich.
Die Umfrage zum Geschäftsklimaindex im Herbst 2016 ergab außerdem ein Auftragsplus bei einem Drittel der Befragten um mehr als 35,3 % gegenüber dem Frühjahr. Nur knapp 12 % gaben einen Auftragsrückgang an. Mit der verbesserten Auftragslage stiegen bei 41,1 % der befragten KMU auch die Umsätze. Insgesamt konnten Handel, Dienstleistungs- und Baugewerbe zulegen.
Die Stimmung für die weitere Entwicklung ist laut der Umfrage von Creditreform positiv. Rund ein Drittel aller Befragten geht von einem Wachstum aus. Die Investitionsbereitschaft scheint noch immer hoch. So plant durchschnittlich jedes zweite Unternehmen zu investieren. Diese Tendenz wird jedoch vor allem vom Baugewerbe getragen, das den Durchschnitt anhebt.
Risiken für Mittelständische Unternehmen
Die Abhängigkeit von größeren Unternehmen stellt ein deutliches Risiko für viele mittelständische Betriebe dar. So hat die Krise um die Zulieferer – zum Beispiel beim VW-Konzern 2016 – verdeutlicht, wie abhängig KMU von großen Konzernen sind.
Durch die hohe Dichte an mittelständischen Betrieben in der Baubranche besteht ebenfalls eine Abhängigkeit zu größereren Unternehmen. Sobald die Konjunktur schwächelt und weniger in den Bau investiert wird, leidet der Mittelstand.
Ein weiteres Risiko für den exportierenden Mittelstand sind die politischen Entwicklungen in Großbritannien. Nach dem Brexit-Votum ist bisher ungewiss, welche Hürden der britische Markt in Zukunft bereithalten wird.
Fazit
Große Chancen für den deutschen Mittelstand liegen in der Digitalisierung. Der digitale Wandel spielt sowohl bei der Produktion als auch im Vertrieb und Marketing eine wichtige Rolle. Gerade in einem zunehmend globalisierten Wettbewerbsumfeld müssen deutsche Mittelständler sich immer stärker gegen neue Konkurrenz durchsetzen. Die durch die Digitalisierung gewonnenen Zeit- und Kostenvorteile können dabei helfen, weiterhin führend in vielen Bereichen wie dem Maschinenbau zu bleiben.
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